PD Mag. Dr. Hans Förster
Projektleitung
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A-1010 Wien
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Fax: +43-1-4277-8-32506
Sprechstunde
Mittwoch 11:30 Uhr nach Voranmeldung
Kurzbiographie
- 1969 geboren in Frankfurt/Main
- 1989–1995 Studium in Wien, Washington/DC und Salzburg
- 1997 Promotion zum Dr. theol. an der Ev.-theol. Fakultät der Universität Wien
- 1998–2001 FWF-Projekt: Wörterbuch der griechischen Wörter in den koptischen dokumentarischen Texten (publiziert 2002)
- 2002–2003 FWF-Projekt : Die älteste Überlieferung des Transitus Mariae mit Edition koptischer Texte (publiziert 2006)
- 2004–2006 APART-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Weihnachten und Epiphanie im vierten Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen kirchlichem Leben und kaiserlicher Religionspolitik (publiziert 2007)
- seit 2005 Adjunct Professor für Biblical Theology an der McMaster University/School of Divinity, Hamilton/Ontario Canada
- 2007–2009 FWF-Projekt: Edition der koptischen Papyri der Sammlung Doresse in der Biblioteca Vaticana (Publikation as Editions of Papyri in Scholarly Journals)
- 2010–2012 FWF-Projekt: Biblia Coptica. Vorbereitung der kritischen Edition der sahidischen Version des Johannesevangeliums
- 2013–2015: FWF-Projekt P25082
- 2013: Friedrich-Wilhelm-Bessel-Preis (Alexander von Humboldt-Stiftung/Deutschland)
- 2016–Mai 2019: FWF-Projekt P28821
- Juni 2019-Februar 2020: P29315
Wissenschaftliche Auszeichnungen
- Friedrich-Wilhelm-Bessel-Preis (Alexander von Humboldt-Stiftung/Deutschland)
- APART-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2003
- Förderpreis der Stadt Wien für Wissenschaft 2003
- Alexander Böhlig-Preis für Christliche Orientwissenschaft 2002
- Stipendiat der „Studienstiftung des deutschen Volkes“ 1990–1995
Mitgliedschaften
- SBL (Society of Biblical Literature)
- IACS (International Association of Coptic Studies)
- ISAP (International Society of Arabic Papyrology)
- Verein zur Förderung der Christlichen Archäologie in Österreich
Auswahl aktueller Publikationen
2024
Dateigröße: 597 kB
Derzeitiger Forschungsschwerpunkt
Der Papyrologische Kommentar zum Römerbrief
Das Forschungsprojekt wird vom Österreichischen Wissenschaftsfonds gefördert. Es ist an der Kirchlich-Pädagogischen Hochschule Wien/Krems angebunden und wird in Kooperation mit dem Institut für Neutestamentliche Wissenschaft der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien durchgeführt.
Papyri
Papyri sind ein in der Antike häufig verwendetes Beschreibmaterial. Das aus dem Mark der Papyruspflanze hergestellte Beschreibmaterial hatte in der Antike eine weite Verbreitung. Gerade aus Ägypten sind große Mengen an Papyri erhalten, die sowohl Literatur (eben auch biblische Texte), als auch Texte aus dem Alltag (Verträge, Briefe, Quittungen, Steuerlisten etc.) überliefern. Die dortigen klimatischen Verhältnisse trugen dazu bei, dass die empfindlichen Texte nicht zerfielen, sondern über Jahrhunderte im Wüstensand überdauerten. Die Österreichische Nationalbibliothek hat beispielsweise eine der bedeutendsten Papyrussammlungen der Welt (Wiener Papyrussammlung) mit mehr als 60.000 Objekten, die mit griechischem Text beschrieben sind und zu großen Teilen noch unveröffentlicht sind. Dass die meisten Papyri noch unveröffentlicht sind, gilt für alle fast alle Papyrussammlungen auf der Welt, beispielsweise in Heidelberg, Berlin, München, Paris, London, Ann Arbor (Michigan/USA) oder Oxford. Für die neutestamentliche Textforschung ist die Papyrussammlung in Oxford von höchstem Stellenwert. 52 der bisher bekannten 127 Papyri mit Text des Neuen Testaments stammen aus dieser Sammlung. Die veröffentlichten Papyri sind zum großen Teil digital zugänglich. Eben diese Texte ermöglichen einen direkten und unverstellten Blick in zahlreiche Alltagssituation der Menschen in der Antike.
Die Papyrologischen Kommentare
Der erste Papyrologische Kommentar zum Neuen Testament erschien im Jahr 2003 (Papyrologischer Kommentar zum Philemonbrief). Inzwischen handelt sich bei den Papyrologischen Kommentaren um eine etablierte wissenschaftliche Reihe im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. Im Rahmen eines vom FWF (Wissenschaftsfonds) geförderten Forschungsprojekts (P36512-G) entsteht der Papyrologische Kommentar zum Römerbrief.
Ziel der Papyrologischen Kommentare ist es, griechische Alltagstexte für das Verständnis und die Auslegung des Neuen Testaments fruchtbar zu machen.
Lebenswirklichkeiten in den Papyri
Lebenswirklichkeiten, die im Neuen Testament begegnen und modernen Menschen fremd sind, sind Teil dessen, was in den griechischen Urkunden aus Ägypten als Teil des täglichen Lebens vorausgesetzt wird. Damals gab es beispielsweise zahlreiche Sklaven, die natürlich auch in den Urkunden erwähnt werden. Sie galten nach Römischem Recht als „belebte Sache“ und konnten damit nicht über sich selbst verfügen. Ein ganzer Brief des Apostels Paulus, der Philemonbrief, dreht sich um das Schicksal des Sklaven Onesimus. Manches in diesem Brief ist unklar. Die gängigen Übersetzungen erwecken den Eindruck, als ob Paulus dem Philemon – dem Eigentümer des Sklaven – zwar sagen könnte, was er zu tun hat, aber lieber bitten möchte (vgl. Phlm 8f [Lutherbibel 2017]): „Darum, obwohl ich in Christus alle Freiheit habe, dir zu gebieten, was zu tun ist, 9 will ich um der Liebe willen eher bitten, so wie ich bin […].“ Der Eindruck, dass es sich hier um eine komplizierte Argumentation handelt, wird durch papyrologische Belege in Frage gestellt. Das Wort, das als moralische Aufforderung verstanden wird, betrifft in papyrologischen Belegen erst einmal das Eigentum. Auch im Deutschen ist es nur ein kleiner Unterschied, ob „etwas mir gehört“ oder ob „etwas sich für mich gehört“. Falls also die papyrologischen Belege aus dem Alltagsgebrauch der Sprache zum Verständnis des Philemonbriefes herangezogen werden, würde man hier folgendermaßen übersetzen: „Darum, obwohl ich in Christus alle Freiheit habe, dir Anordnungen bezüglich Deines Eigentums zu geben, will ich um der Liebe willen eher bitten, so wie ich bin […].“ Das „Eigentum“ ist natürlich Onesimus, der dem Philemon gehört. Paulus nimmt sich das Recht heraus, dem Philemon in sein Eigentum hineinzureden. Diese im Jahr 2018 veröffentlichten Beobachtungen zeigen, welche Möglichkeiten diese papyrologischen Quellen für das Verständnis des Neuen Testaments bieten können. Auch vermögensrechtliche Fragen begegnen in den auf Papyrus überlieferten Texten. Dabei können durchaus auch Frauen Rechtsakte setzen. Dies zeigt ein koptischer Papyrus (P. Vindob. K 4728r) aus der Österreichischen Nationalbibliothek. Dies ist beispielsweise im Hinblick auf die im letzten Kapitel des Römerbriefes gegrüßte Junia (Röm 16,7) – die lange Zeit für einen Mann gehalten worden war – von Interesse.
Das Forschungsprojekt
Das vom FWF geförderte Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren. Es dient – wie bereits der Projekttitel andeutet – der Kommentierung des Römerbriefes im Licht der auf Papyrus überlieferten Alltagstexte.
Beim Römerbrief handelt es sich um einen der wichtigsten – wenn nicht sogar um den wichtigsten – Brief des Apostels Paulus. Er ist wohl auch der am häufigsten kommentierte Brief des Völkerapostels. Gerade deshalb ist ein neuer Blick mit Hilfe bisher nur wenig berücksichtigter Quellen ein spannendes Forschungsvorhaben. Im Rahmen der Forschungen wird sich zeigen, inwieweit die Papyri das bisherige Verständnis des Textes bestätigen und inwiefern sie ein kritisches Potential entfalten, das an einzelnen Stellen – wie beim oben erwähnten Philemonbrief – eine neue Sicht auf den Text ermöglichen.
Projektleitung:
- PD Mag. Dr. Hans Förster (Wien)
FWF-Projekt P28821: Neutestamentliche Textkritik / Koptische Überlieferung
Die bedeutendste altkirchliche Übersetzung des Neuen Testaments ist jene in koptischer Sprache. Innerhalb dieser Sprache ist für das Johannesevangelium der sahidische Dialekt der wichtigste.
Es wurde bereits im Vorprojekt deutlich, dass die sahidische Überlieferung des Johannesevangeliums teilweise sehr seltene Varianten bezeugt, die bisher nur in wenigen griechischen Handschriften des Neuen Testaments bezeugt sind, da die Übersetzung in das Koptische bereits Ende des zweiten Jahrhunderts begann, während die handschriftliche Überlieferung des Neuen Testaments erst wirklich nach dem Ende der Verfolgungen, d.h. nach dem ersten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts einsetzt. Deswegen ist die koptische Überlieferung von großer Bedeutung für die Textkritik des Neuen Testaments.
Das Ziel des Projekts ist es, alle koptischen Übersetzungen des Johannesevangeliums für die Textgeschichte des griechischen Textes fruchtbar zu machen. Hierfür sind alle bekannten und erreichbaren Handschriften dieses Texts im sahidischen Dialekt — sechs vollständige und rund 150 bruchstückhafte — heranzuziehen und sorgfältig zu kollationieren. Darüber hinaus werden auch die (weniger umfangreichen) proto-bohairischen, bohairischen, lykopolitanischen, faijumischen und achmimischen Überlieferungen berücksichtigt. Neben der übersichtlichen Aufbereitung aller Varianten ist ein weiteres wesentliches Ziel des Projektes die sprachliche und textkritische Analyse, welche griechische(n) Version(en) als Vorlage(n) für die koptischen Übersetzungen diente(n). Erste Ergebnisse aus dem Vorprojekt fanden bereits in den kritischen Apparat der 28. Auflage des Novum Testamentum Graece Eingang.
Die Ergebnisse des Projekts sind — abgesehen von dem Nutzen für die Koptologie — von besonderer Bedeutung für die Erstellung des Textes des Johannesevangeliums im Rahmen der Editio Critica Maior, die neben allen bekannten griechischen Handschriften auch die altkirchlichen Übersetzungen (Lateinisch, Syrisch etc.) zur Erstellung des kritischen Apparats und zur Dokumentation aller bekannten Lesarten heranzieht. Als wichtigste altkirchliche Übersetzung darf hier die koptische Überlieferung nicht fehlen. Die im Projekt erzielten Ergebnisse der Arbeit mit den koptischen Übersetzungen in der ganzen Breite ihrer handschriftlichen Überlieferung werden unmittelbar in die Arbeiten der Editio Critica Maior am Johannesevangelium einfließen und damit für weiteste Kreise der Bibelwissenschaft fruchtbar und sichtbar gemacht werden.
Institutionelle Kooperationspartner
→ Beitrag über die Bedeutung der Forschungen von Hans Förster erschienen in der Wochenzeitschrift Christ in der Gegenwart 17/2019.